Viele Rechtsanwälte geben sich in der Regel „seeehr wichtig...“
Mit meiner abgeschlossenen Schauspielausbildung könnte ich das auch, wahrscheinlich sogar in besonderem Maße! Dabei vergesse ich allerdings nicht, dass wir alle lediglich unsere prozessual festgelegten Rollen in Robe spielen, deren äußerer Anschein nach dem Drehbuch des Gesetzgebers Sachlichkeit, Ordnung und Würde sein soll.
Denn innerlich sieht es auch bei einigen Jurist:innen alles andere als sachlich, ordentlich oder würdig aus. Deshalb muss ich (innerlich) oft über die vor Gericht dargebotenen Darstellungen lachen. Unfreiwillig komische bis hochgradig absurde Vorstellungen habe ich vor Gericht bereits erlebt, ob mit hochrotem Kopf oder großer Theatralik der Akteure, lautstark bis betont gelangweilt. Realsatire vom Feinsten. Dem aufmerksamen und geschulten Beobachter fällt es dann oft schwer, juristische Wirklichkeit ernst zu nehmen, denn der Grat zwischen aufgesetzter Arroganz oder Abgeklärtheit und dem Anschein von Psychopathie oder Entmenschlichung ist schmal und nicht jeder wandert immer auf der richtigen Seite. In solchen Fällen wird der Sachverhalt zur Nebensache und es geht nur noch um die Personen, die ihrem (scheinbar) freien Willen folgen.
Nur am Rande möchte ich kurz meine Wahrnehmung schildern, nach der die Selbstpräsentation vieler Rechtsanwält:innen in teuren Anzügen im Gerichtssaal und großen Kanzleiräumen mit teuren Möbeln auf ihren Websites, teils sogar mit entsprechenden Autos und Villen in Werbevideos, nur scheinbar etwas über deren Fachkompetenz und Integrität aussagt.
Der Subtext „Seht, was ich mir leisten kann. Ich bin erfolgreich.“ könnte genauso von einem Mafia-Gangster in Hollywood-Manier oder dem Staatschef einer Diktatur verwendet werden und stünde dann lediglich für dessen Skrupellosigkeit, Egoismus, Machtbesessenheit und Hang zur Selbstdarstellung. Fraglich, warum Kolleg:innen sich dennoch häufig so darstellen (lassen). Möglicherweise zielen sie auf die niederen Instinkte ihrer Mandant:innen, die ihre Fachkompetenz gar nicht beurteilen können. Vielleicht haben auch Richter:innen niedere Instinkte?
Ein Organ der Rechtspflege, das zur Sachlichkeit verpflichtet ist und nach dem Willen des Gesetzgebers nicht für Ruhm und Reichtum und schon gar nicht für den Erfolg tätig wird (Erfolgshonorare sind verboten in Deutschland!), sondern im Dienste der Rechtspflege arbeitet, sollte sich davon distanzieren, was ich hiermit tue.
Mein persönliches Vorwort: Ich gehe davon aus, dass die meisten Menschen nicht willensgesteuert aus ihrer Rolle heraus können (Das lernt man eher als Schauspieler.), also schnell und leicht zu durchschauen sind für jemanden, der Körpersprache, Mimik und Tonfall analysieren und deuten kann. Eben das kann lustig sein, auch vor Gericht.
Unlustig wird es, wenn Richter:innen oder Behördenleiter:innen ihre Entscheidungen auf Basis von Show oder Fiktion treffen, weil sie aufgrund von Vorurteilen oder kognitiven Verzerrungen die Wahrheit nicht erkennen wollen oder Sachverhalte nicht korrekt erfassen können oder ihre Machtpositionen ausleben.
Die Ursachen hierfür können mannigfaltig sein:
Von charakterlicher Schwäche über moralische Überhöhung oder politische Prägung (Stichwort: Reichsbürger-Richterin) bis zu Gehirntrübungen durch „Brain Fog“ (Long Covid), geistige Altersschwäche oder den Einfluss des Gehirnparasiten toxoplasma gondii, der laut Studien in Deutschland 50% der Bevölkerung infiziert haben soll und laut internationalen Studien im dringenden Verdacht steht, Kognition und Verhalten auch beim Menschen zu beeinflussen u.v.m.: Also nichts, worüber Richter:innen oder Behördenleiter:innen (gerne) sprechen.
In der Praxis tut die Justiz beharrlich so, als wären Jurist:innen immun gegen solche Krankheiten und alle Richter unbefangen, geistig gesund, vorurteilsfrei und unvoreingenommen. Wissenschaftlich ist belegt, dass dies gerade nicht zutrifft. Nachzulesen: WILLENSFREIHEIT = PARASITENFREIHEIT.pdf
Wer Richter- oder Behördenfehler offen anspricht, trifft in der Regel auf eine Mauer des Schweigens und der passiven Aggression innerhalb der Justiz. Die meist verwendete Technik bei Richter:innen besteht darin, Unangenehmes einfach nicht zu thematisieren und den Fokus abzulenken.
Dann kippt auch meine ansonsten immer gute Stimmung mitunter und ich kämpfe besonders engagiert für Recht und Ordnung und sogar Gerechtigkeit und Wahrheit, etwas, was nach meiner Beobachtung vor Gericht immer mehr verloren geht.
Eine aktuelle forsa-Studie (2022) auf dbb.de belegt, dass das Ansehen der Richter in der Bevölkerung von 2018 bis 2021 um 15% abgesunken ist. Bürger:innen haben offenbar längst erkannt, dass Website-Slogans wie „Justiz ist für die Menschen da“ (wie sie die Justiz in Bayern nutzt) ohne entsprechendes Richterverhalten wertlos sind. Auf Google-Maps oder anderen Portalen die Bewertungen der Gerichte zu lesen, kann helfen, sich als Partei emotional vorzubereiten, wenn ein Gerichtstermin ansteht. Die wenigsten Rückmeldungen dort sind positiv und die eher negativen bis schockierenden Erfahrungen mit der Justiz bestätigen auch meine Mandant:innen seit über 10 Jahren.
Ich unterstütze meine Mandant:innen dabei, Gerichtsverfahren zu vermeiden oder, wenn es gar nicht anders geht, hinter die Fassade der Justiz zu blicken und die Mechanismen einer unkontrollierten und eingeschworenen Richterschaft aufzudecken sowie durch Beschwerden und (wo gewollt) Einbeziehung der Öffentlichkeit aufzubrechen, um ihr Recht zu bekommen, was leider nicht selbstverständlich ist, da trotz oder wegen unseres Rechtsstaats mit menschlichem Fehlverhalten in der Justiz gerechnet werden muss, das aufgrund der richterlichen Unabhängigkeit kaum vorhersagbar oder begrenzbar ist.
Ich übe den Anwaltsberuf von jeher aus Überzeugung und nicht wegen des Geldes aus, auch wenn das bei Kolleg:innen auf Ablehnung stößt. Ich habe stets nur in Teilzeit als Rechtsanwalt gearbeitet, lehne Umsatzvorgaben und finanziellen Erfolgsdruck kategorisch ab. Organ der Rechtspflege bin ich in erster Linie, um die Staatsorgane zur Ordnung zu rufen und weil ich einen Eid für die Einhaltung der verfassungsmäßigen Ordnung geschworen habe, den ich selbst offenbar ernster nehme als die meisten Richter:innen, mit denen ich zu tun hatte, ihren Berufseid.
In traurigem und wenig Vertrauen erweckendem Zustand präsentieren sich die Justiz und diejenigen, die in erster Linie Geld hiermit verdienen wollen. Ein Zustand, gegen den man kämpfen und bei dem man (um Enttäuschungen vorzubeugen) nicht zu viel Behördensorgfalt erwarten sollte. Deshalb empfehle ich, Richter:innen juristisch nicht allzu ernst, aber ihr Fehlverhalten umso ernster zu nehmen. Die persönliche Fehlerquote Einzelner ist immens!
Ich forsche daher auch am Einsatz von KI-Systemen innerhalb der Justiz. Soweit KI Bedenken entgegen gebracht wird, dass sie zwar richtige Entscheidungen treffe, aber man nicht wisse, wie sie dazu gekommen sei, kann ich nur sagen: Richter:innen treffen falsche Entscheidungen und ich weiß in der Regel auch nicht, wie sie darauf gekommen sind. Wenn man also in beiden Fällen keine echte Transparenz bieten kann, dann doch lieber künstlich intelligente Entscheidungen, die wenigstens richtig, verlässlich und daher berechenbar sind. (Strafrechtliche Besonderheiten vorerst ausgenommen.)
Mein persönliches Credo zusammenfassend:
Lieber sachliche, objektive, unvoreingenommene und kostengünstige Entscheidungen innerhalb kürzester Zeit mit Präzision bei der Sachverhaltserfassung - mit Unterstützung und Kontrolle durch KI-Systeme - als endlose Gerichtsverfahren, bei denen sich menschliche Fehler nur so aneinander reihen, sodass ein fiktiver (weil unzureichend erfasster) Sachverhalt die Grundlage der Entscheidungen bildet und die meisten Rechtsanwält:innen dies rügelos geschehen lassen, solange deren Gebühren (für sie selbst) „stimmen“. Aus meiner Sicht ein unwürdiges Verhalten für Prozessvertreter:innen, genauso wie andere, eingangs erwähnte Selbstpräsentationen einiger Kolleg:innen.
Dies war meine persönliche Meinung und Motivation. Ich weiß, dass beides (noch) exzentrisch wirkt. Aber irgendjemand sollte anfangen, die Dinge neu zu denken, wenn sie nicht mehr funktionieren. Dass dies keine Aufgabe für angepasste und karriereorientierte Durchschnittsjurist:innen ohne nichtjuristische Methodenkompetenz sein kann, sollte offensichtlich sein. Also stelle ich mich der Herausforderung, ohne „den guten Humor zu verlieren“.
Ralph Wüst, 2023
P.S. "Ich glaube nicht an die Freiheit des Willens. Schopenhauers Wort, der Mensch kann wohl tun, was er will, aber er kann nicht wollen, was er will, begleitet mich in allen Lebenslagen und versöhnt mich mit den Handlungen der Menschen, auch wenn sie mir recht schmerzlich sind. Diese Erkenntnis von der Unfreiheit des Willens, schützt mich davor, mich selbst und die Mitmenschen als handelnde und urteilende Individuen allzu ernst zu nehmen und den guten Humor zu verlieren."
Albert Einstein, 1932